Im Kosmos der Commune Saarbrücken wird ein Konzert zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht veranstaltet mit Unterstützung von Antifa Saar / Projekt AK, Genug ist genug Saarland, Linksjugend Saar und uns, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen Landesvereinigung Saar. Stattfinden wird das Konzert am Sonntag, den 12.11.23 um 18 Uhr im Kosmos, Futterstraße 4, 66111 Saarbrücken. Von Rote Concordia, Amei Scheib, Daniel Osorio, Sigi, Becker und Thomas Hagenhofer werden antifaschistische Lieder anlässlich des Erinnerns an die antisemitischen Novemberpogrome im ganzen deutschen Reichsgebiet vorgetragen.
Der Eintritt ist frei, jedoch sind Spenden für die Commune willkommen.
Gedenken an das Novemberpogrom, auch als Reichspogromnacht bekannt, in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 in Saarbrücken.
Anlässig des traurigen Jahrestages der Novemberpogrome werden wir von der VVN-BdA Landesvereinigung Saar am Donnerstag, den 09.11.2023 ab 18 Uhr am Standort der ehemaligen Synagoge, Ecke Futterstraße/Bahnhofstraße,in der Innenstadt von Saarbrücken eine Mahnwache (Dauer ca. 1,5 Std.) abhalten.
Die Novemberpogrome von 1938 steigerten den vorherrschenden Antisemitismus zur Existenzbedrohung für die jüdischen Menschen im ganzen Deutschen Reich. So wurden im gesamten Reichsgebiet mehrere hundert Jüd*innen ermordet, um die 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige jüdische Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden gestürmt und zerstört. Ab dem 10. November folgten Deportationen von jüdischen Menschen in Konzentrationslager.
Alle Antifaschist*innen sind aufgerufen an unserer Mahnwache teilzunehmen!
Wir wollen dieser antisemitischen Novemberpogrome gedenken und mahnen: Nie wieder!
Bericht einer Zeitzeugin über den Brand der Saarbrücker Synagoge: „Die SA-Leute steckten dann die Fackeln an und trieben die Juden mit den brennenden Fackeln in die Synagoge. Sie schlugen mit Peitschen auf die Juden ein und mit Gewehrkolben auf die Köpfe der Armen. Aber meistens haben sie die Juden geboxt, mit Händen geschlagen und mit Füßen getreten, so dass manche von ihnen sogar umgefallen sind. Es standen auch viele Leute dabei.
Auf einmal gab es einen furchtbaren Knall, wir waren inzwischen wieder ins Haus gerannt und saßen bei unserer Mutter in der Küche. Der Knall war so fürchterlich, dass die Fensterscheiben in unserem Zimmer zur Straße hin zerplatzten. Als wir dann aus den Fenstern sahen hat’s schon gebrannt. Die Synagoge hat gebrannt, lichterloh. Die Feuerwehr hat das Feuer nicht gelöscht.
Die haben nur drum herum gespritzt, von der linken Seite und von der rechten Seite, weil vis-à-vis gleich das große Eckhaus stand, die wollten nur die anliegenden Häuser schützen.
Später wurde die Synagoge abgerissen. Es war da nur noch ein leerer Platz, auf dem wir als Kinder immer spielten.“ Historischer Zeitzeugenbericht aus: Hans Eckert, „Die Visionen des Aaron von Illingen“, Ottweiler 1998
Die Stellungnahme unserer Bundesvorsitzenden der VVN-BdA Cornelia Kerth und Florian Gutsche zu den Gräueltaten der islamistischen Hamas und ihrem Angriff auf jüdische Israelis.
Wir sind in tiefer Trauer über die vielen Toten der letzten Tage und die grauenhafte Gewalt, die diese Woche überschattet. 700 Frauen, Kinder und Männer wurden in ihren Wohnungen hingerichtet, entführt, vergewaltigt und durch die Straßen gezerrt.
Wir verurteilen den Terror der islamistischen Hamas und den Antisemitismus, der sich in diesen Tagen – nicht nur im Nahen Osten – Bahn bricht. Wer die Gewalttaten der letzten Tage „feiert“, sich über den Tod hunderter Menschen freut und ihn als „Befreiung“ tituliert, stellt dadurch seine Menschenverachtung zur Schau. Wir sind in Gedanken bei allen Menschen in Israel und in Gaza, die bei Bombenangriffen getötet und verletzt wurden. Unsere Anteilnahme gilt auch jenen, deren Angehörige und Freund*innen sich derzeit in der Gewalt der Hamas befinden.
Die VVN-BdA Saar findet die Petition [Link] unterstützendswert und bittet alle Freund*innen der VVN-BdA diese zu unterschreiben. Zu den Erstunterstützer*innen der Petiotion zählt auch Ulrich Sander, der Mitglied des Bundesausschusses der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten ist.
Warum ist diese Pettition aktuell so wichtig?
Die VVN-BdA Saar ist seit Jahrzehnten aktiver Teil der Friedensbewegung. Wie die VVN-BdA ist auch die Friedensbewegung insgesamt seit ihrer Entstehung von verschiedensten Menschen und Gruppierungen aus den unterschiedlichstens Kontexten getragen worden. Die Friedensbewegung spiegelt daher immer eine gesellschaftliche Vielfalt wieder und hat den Anspruch integrativ zu sein und ist auf eine breite Mobilisierung ausgelegt.
Die Integration von gesellschaftlichen Kräften in die Friedensbewegung hat jedoch für uns ihre Grenzen da, wo sie Kräfte teilhaben lässt, die sich durch eine menschenverachtende Ideologie leiten lassen. Erschreckenderweise droht dieser bisher angenommene Grundkonsens, nämlich keine gemeinsamen Aktionen mit rechten, nationalistischen oder rassistischen Kräften durchzuführen, endgültig zu zerbrechen. Ohne jede Zurückhaltung wird von einigen Kräften schon seit einiger Zeit die Zusammenarbeit mit Gruppierungen der Querdenken-Bewegung, mit rechts-nationalistischen Kräften oder der Partei „die Basis“ gesucht. Exemplarisch stehen hierfür die Versuche der Integration der Montagsmahnwachen in den Friedenswinter 2014, die Kampagne „Stoppt Airbase Ramstein“, der Bautzener Friedenspreis und aktuelle Initiativen wie „München steht auf“ oder das Friedensbündnis NRW. Ausgerechnet in Zeiten eines gefährlichen, tobenden, sich eskalierenden Kriegs in Europa droht ein völliges Auseinanderfallen der bundesweiten Friedensbewegung.
Am 8. September 2023 begehen wir das Gründungsjubiläum der ältesten antifaschistischen Organisation des Saarlandes: Der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesverband Saar.
Am 11. April 1948 kamen im Hause der Arbeiterwohlfahrt Saarland in der Warndtstraße 45 (heute Hohenzollernstraße) zahlreiche Opfer des NS-Regimes zusammen, um Ihren politischen und persönlichen Belangen durch die Gründung einer Organisation eine Stimme zu geben. Zum ersten Vorsitzenden der VVN-Saar wurde Herman Ratering gewählt.
Unsere Vereinigung hat eine bewegte Geschichte. Nach der Befreiung von Überlebenden des NS-Regimes (überlebende Häftlinge aus KZ und Zuchthäusern, aber auch ins Exil getriebene Hitlergegner) gegründet, war sie juristischer Verfolgung und sogar Verbotsversuchen (durch Nazi-Richter) ausgesetzt, hat sich stets weiterentwickelt, für neue Generationen geöffnet und durch den Kampf um die Gemeinnützigkeit in den letzten Jahren neue Mitglieder dazu gewonnen.
Als VVN-BdA sind und bleiben wir in der Erinnerungsarbeit aktiv und setzen uns gegen rechte und neofaschistische Bestrebungen ein. Seit Jahrzehnten führen wir im Sinne des antifaschistischen Erbes des Zweiten Weltkriegs unsere Arbeit fort: „Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg.“
Aus Anlass des Jubiläums findet am Freitag, 8. September um 18 Uhrim Rathausfestsaal St. Johann eine Feierstunde statt, wozu Gewerkschaften, Personen aus Politik, Kultur und des öffentlichen Lebens ebenso wie die derzeitige Bundesvorsitzende der VVN, Cornelia Kerth, erwartet werden. Hierzu sind alle demokratischen Saarländer*innen herzlich eingeladen.
Neben Festreden und einem Rückblick mit der Historikerin Dr. Inge Plettenberg und einer Ausstellung über ehemalige Mitglieder, sorgt der aus Chile stammende Daniel Osorio für die musikalische Begleitung.
Höcke ist ein Nazi. Jede*r, der oder die ihm einmal zugehört hat, weiß es, aber in mehreren Bundesländern ermittelt die Polizei gegen Mitglieder unserer Vereinigung, weil sie in dieser Feststellung eine Beleidigung, bzw. „üble Nachrede gegen Personen des politischen Lebens“ sieht, was nach §188 StGB als Straftatbestand gewertet wird. Eine Anzeige ist dazu nicht erforderlich, die Polizei wird von Amts wegen tätig.
Zu den Gründer:innen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes gehörten viele der Menschen, die nur überleben konnten, weil sie in anderen Ländern Zuflucht fanden und viele, deren Angehörige, Freund:innen und Genoss:innen ermordet wurden, weil es kein Land gab, das ihnen Schutz gewährte.
Vor dem Hintergrund dieser historischen Erfahrung wurde auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ein Grundrecht auf Asyl verankert.
Am 26. Mai 1993 wurde das Grundrecht auf Asyl durch den „Asylkompromiss“ einer ganz großen Koalition im Bundestag faktisch abgeschafft: Der Satz „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ wurde aus Artikel 16 gestrichen; im neu eingefügten Artikel 16 a wurden sichere Herkunfts- und Drittstaaten eingeführt, Abschiebungen vor Ausschöpfung des Rechtswegs
möglich und die „Europäisierung“ der Asylverfahren eingeleitet. Das war die Antwort der deutschen Politik auf das Pogrom von Rostock, die die mörderische Naziszene durchaus als ihren Erfolg verbuchen konnte. Nur drei Tage später brannte das Haus der Familie Genc in Solingen, bei dem fünf Frauen und Mädchen der Familie starben.
Die AfD wird Ende Juli und Anfang August ihren Bundesparteitag zur Europawahl 2024 in den Messehallen der städtischen Gesellschaft MVGM abhalten.
Das Bündnis Solidarisches Magdeburg organisiert in Zusammenarbeit mit dem bundesweiten Bündnis Aufstehen gegen Rassismusam 28. und 29. Juli vielfältige Protestaktionen, zu denen bundesweit mobilisiert wird. Ziel ist es, ein deutliches Zeichen gegen die völkischen Nationalist*innen und Rassist*innen der AfD zu setzen.
Am 11. Mai 2023 wurden in Saarbrücken-Malstatt weitere Stolpersteine für die Opfer des deutschen Faschismus verlegt. Darunter war auch ein Stein für Käthe Limbach geb. Westenburger (Wörther Str. 11). Sie war Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten an der Saar, deren Landesvorstand sie Mitte der 1960er angehörte.
Mit Käthe Limbach wird erstmals in Saarbrücken einer Frau aus dem antifaschistischen Widerstand gedacht, die nach 1945 aktiv an der Erinnerungsarbeit in unserer Stadt beteiligt war. Wir erinnern uns stolz an Käthes Verdienste.
Käthe wurde am 19.02.1915 in Saarbrücken geboren. Sie wuchs als Tochter einer kommunistischen Arbeiterfamilie auf und war schon früh in kommunistischen Vereinen aktiv. So war sie Jungpionier und Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD).
Im Abstimmungskampf an der Saar engagierte sie sich in der Einheitsfront. Nach der Angliederung des Saargebiets an das Deutsche Reich verblieb sie in Saarbrücken. Walter Brückner, der Vorsitzende der illegal im Saargebiet operierenden KPD schlug ihr vor, den Verband der Jungkommunisten zu reaktivieren und zu leiten. Sie beteiligte sich am Flugblattschmuggel und wurde im August 1935 erstmals verhaftet und zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, die sie zunächst in Saarbrücken und dann in Frankfurt am Main verbüßte.
Nachdem wir in einer ersten Veranstaltung unserer Reihe „Das Jahr 1933. Vom Faschismus als Bewegung zum Faschismus an der Macht“ mit Dr. Ulrich Schneider anlässlich des Jahrestages der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 darüber sprachen „Warum die „Machtergreifung“ eine Machtübertragung war“ und wie Hitler durch Steigbügelhalter von oben ins Amt gehievt wurde, vertiefen wir in den zwei folgenden Veranstaltungen weitere Ebenen der nazistischen Herrschaftssicherung.
2. Veranstaltung 31. Mai, 19-21 Uhr:
Die Zerschlagung des Widerstands – Terror gegen links und die Errichtung der frühen Konzentrationslager
Im Frühjahr 1933 war das gesamte Deutsche Reich von Lagern und anderen Haftstätten übersät. Politische Gegner*innen wurden verschleppt, mit Gewalt mundtot gemacht oder ins Exil gezwungen. Die Erinnerung an diese frühe Phase der nazistischen Verfolgung wurde lange vernachlässigt. Wir sprechen über die historischen Hintergründe und aktuelle erinnerungspolitische Auseinandersetzungen.
Mit Maxi Schneider (Moderation und inhaltliche Einführung), Steffen Richter (aktiv bei AKuBiZ e.V. und engagiert für die Erinnerung an das frühe Konzentrationslager Hohnstein) und Daniela Schmohl (VVN-BdA Leipzig, Sprecherin der Sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, Historikerin und Bildungsreferentin bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen).