Gedenken an die Opfer des SS-Massakers in SANT’ANNA DI STAZZEMA in der Toskana –

21. August 2022

Saarländische Jugendliche des Antifaschistischen Schüler:innen Kollektivs Saarbrücken haben anläßlich des 78. Jahrestages des durch die SS verübten Massakers einen offenen Brief an die Überlebenden des Dorfes Sant’Anna di Stazzema (Toskana) überreicht. Unterschrieben wurde der Brief auch von uns, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Saar.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, am 12. August 1944, überfielen Männer der Waffen-SS das toskanische Bergdorf Sant’Anna di Stazzema. Auf grausame Weise ermordeten sie dort über 560 Menschen.

Bildquelle: https://iicstoccarda.esteri.it/iic_stoccarda/de/gli_eventi/calendario/das-zweite-trauma-das-ungesuehnte_3.html

Die Saarbrücker Zeitung berichtete am 18. August 2022 von der Übergabe des offenen Briefes an die Zeitzeug_innen.

An dieser Stelle wollen wir euch den offenen Brief ebenfalls zugänglich machen.

„Offener Brief anlässlich des Jahrestags des Massakers in Sant’Anna di Stazzema

SOLIDARITÄT MIT SANT’ANNA DI STAZZEMA!

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Vor 78 Jahren, am 12. August 1944, wurde das toskanische Bergdorf Sant’Anna di Stazzema zum Schauplatz eines der brutalsten Kriegsverbrechen des zweiten Weltkriegs in Westeuropa, das das Leben von über 560 Menschen forderte. Die SS ermordete an jenem Tag fast die Gesamtheit der Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen Dorfes, hauptsächlich Frauen und Kinder.

Auf das ohrenbetäubende Knallen der mörderischen Schüsse der deutschen Kriegsverbrecher folgte ein schier ewiges Stillschweigen. Unfassbare 60 Jahre wurde das Schicksal Sant’Annas verschwiegen und verdrängt, bis es 2004 in La Spezia zu einem Prozess kam. Etwas mehr als ein Jahr später wurden zehn der noch lebenden Mörder vom italienischen Gericht zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Daraufhin hätte die Bundesrepublik das Urteil selbst vollstrecken können. Doch in der langen Tradition deutschen Justizversagens, wenn es um die Aufarbeitung von NS-Verbrechen geht, weigerte sich die Bundesrepublik das italienische Urteil anzuerkennen – nie wurde auch nur einer der Mörder zur Verantwortung gezogen. Auch spätere Versuche, eine Verurteilung durch deutsche Gerichte zu erwirken, scheiterten. Die deutschen Verbrechen in Sant’Anna blieben ungesühnt.

Das jahrzehntelange Schweigen wurde dennoch gebrochen: Überlebende schilderten und schildern unermüdlich ihre Erlebnisse und skizzieren die Umrisse eines besseren Morgens. Es sind ihre Worte, die Antifaschistinnen und Antifaschisten die Kraft geben, ihre anklagenden Stimmen zu erheben und das Vergessen zu bekämpfen, ohne die Vision eines Morgens des Friedens und der Freiheit aus den Augen zu verlieren.

In diesen Chor des Friedens gilt es mit einzustimmen, immer und überall. Als Antifaschistinnen und Antifaschisten ist es unser Imperativ, sich Geschichtsrevisionismus in den Weg zu stellen und die richtigen Lehren aus Orten wie Sant’Anna di Stazzema zu ziehen.

Zum Anlass des 78. Jahrestags des Massakers wollen wir unserer Hingabe zu dieser Losung in besonderer Weise Ausdruck verleihen. Wir wollen an das Geschehene erinnern, der Gemeinde Sant’Annas unsere volle Solidarität zusichern und mit ihr gemeinsam die Stimmen erheben: kein Vergessen – nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“