Gemeinsam und entschlossen gegen Rassismus und rechten Hass
16. August 2022
Demonstration, Gedenken, Lichtenhagen, Rostock
Aufruf der VVN-BdA zur Großdemo in Rostock-Lichtenhagen am 27. August 2022
Die Bilder der johlenden Menge von Lichtenhagen, die von keiner Polizei gestoppt und von dem brennenden Haus, das über Stunden von keiner Feuerwehr gelöscht wurde, gingen um die Welt.
Die Bilder, die zeigen sollten, dass Deutschland der „Asylflut“ nicht mehr gewachsen sei, waren Bilder der Roma, denen der Zugang zur Zentralen Aufnahmestelle (ZASt) verweigert wurde, die draußen kampieren mussten, Menschen, denen kein Wasser, Brot, Dach über dem Kopf und kein „Ort“ für ihre Notdurft angeboten wurde. Bilder, die an jene Bilder erinnerten, die wir aus Geschichtsbüchern kennen. Bilder von denen, die die Nazibesatzer im Osten als „Untermenschen“ darstellten, bevor sie sie umbrachten. Überlebende und Nachkommen der Jüdinnen und Juden, Romnja und Sintizze kennen diese Bilder nicht aus Büchern. Sie sind Teil ihrer Erinnerung. Sie begleiten sie täglich. Und nun mussten sie erleben, dass erneut Menschen in Deutschland von johlenden Massen bedroht, ihr Haus angezündet wurde.
Das „Sonnenblumenhaus“ im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen, vor dem sich zwischen dem 22. und 26. August vor 30 Jahren Tag für Tag mehr Nazis und der rassistische Mob zusammengerottet haben, vor dem Geflüchtete und vietnamesische Arbeiter*innen beschimpft, bedroht und beinahe umgebracht wurden, steht noch heute als Symbol für das Pogrom von 1992.
Nie wieder sollte es geschehen, doch es gibt wieder Opfer faschistischen und rassistischen Terrors in Deutschland – nicht nur in Rostock. In den vergangenen 30 Jahren hat die rechte Gewalt ihre Gestalt verändert. Nach rassistischen Mobs, die in den 1990ern vor Wohnhäusern von Geflüchteten und Asylsuchenden aufliefen, haben wir es heute immer mehr rechten Attentäter*innen zu tun, die Menschen gezielt töten. Die NSU-Morde, der Mord an Walter Lübcke und die Anschläge in München (2016), Halle (2019) und Hanau (2020) sind traurige Höhepunkte dieser Entwicklung.
Wir müssen rechter Gewalt entgegentreten, gestern wie heute. Deshalb rufen wir als Teil des Bündnisses „Gedenken an das Pogrom. Lichtenhagen 1992“ zur bundesweiten Großdemo am 27. August 2022 um 14 Uhr in Rostock-Lichtenhagen auf und fordern:
- Den Angriff in Lichtenhagen 1992 als rassistisches Pogrom benennen!
- Rassistische Gewalt benennen und bekämpfen!
- Abschiebestopp und Bleiberecht für Romn:ja und alle Betroffenen rassistischer Gewalt!
- Dezentrale Unterbringung jetzt! Auflösung der Aufnahmeeinrichtung in Nostorf-Horst und aller Sammellager!
- Perspektiven und Forderungen Betroffener in den Mittelpunkt stellen!
- Umbenennung des Neudierkower Wegs in Mehmet-Turgut-Weg!
Lasst uns zahlreich auf die Straße gehen, denn rassistische Gewalt und institutioneller Rassismus gehen bis heute Hand in Hand.
Film-Empfehlungen: „The Truth Lies in Rostock“ (1993) und „Wer Gewalt sät – Von Brandstiftern und Biedermännern – Die Pogrome von Rostock 1992