85 Jahre Novemberpogrom
1. November 2023
Gedenken, Mahnwache, Novemberpogrom
Gedenken an das Novemberpogrom, auch als Reichspogromnacht bekannt, in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 in Saarbrücken.
Anlässig des traurigen Jahrestages der Novemberpogrome werden wir von der VVN-BdA Landesvereinigung Saar am Donnerstag, den 09.11.2023 ab 18 Uhr am Standort der ehemaligen Synagoge, Ecke Futterstraße/Bahnhofstraße, in der Innenstadt von Saarbrücken eine Mahnwache (Dauer ca. 1,5 Std.) abhalten.
Die Novemberpogrome von 1938 steigerten den vorherrschenden Antisemitismus zur Existenzbedrohung für die jüdischen Menschen im ganzen Deutschen Reich. So wurden im gesamten Reichsgebiet mehrere hundert Jüd*innen ermordet, um die 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige jüdische Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden gestürmt und zerstört. Ab dem 10. November folgten Deportationen von jüdischen Menschen in Konzentrationslager.
Alle Antifaschist*innen sind aufgerufen an unserer Mahnwache teilzunehmen!
Wir wollen dieser antisemitischen Novemberpogrome gedenken und mahnen: Nie wieder!
Bericht einer Zeitzeugin über den Brand der Saarbrücker Synagoge:
„Die SA-Leute steckten dann die Fackeln an und trieben die Juden mit den brennenden Fackeln in die Synagoge. Sie schlugen mit Peitschen auf die Juden ein und mit Gewehrkolben auf die Köpfe der Armen. Aber meistens haben sie die Juden geboxt, mit Händen geschlagen und mit Füßen getreten, so dass manche von ihnen sogar umgefallen sind. Es standen auch viele Leute dabei.
Auf einmal gab es einen furchtbaren Knall, wir waren inzwischen wieder ins Haus gerannt und saßen bei unserer Mutter in der Küche. Der Knall war so fürchterlich, dass die Fensterscheiben in unserem Zimmer zur Straße hin zerplatzten. Als wir dann aus den Fenstern sahen hat’s schon gebrannt. Die Synagoge hat gebrannt, lichterloh. Die Feuerwehr hat das Feuer nicht gelöscht.
Die haben nur drum herum gespritzt, von der linken Seite und von der rechten Seite, weil vis-à-vis gleich das große Eckhaus stand, die wollten nur die anliegenden Häuser schützen.
Später wurde die Synagoge abgerissen. Es war da nur noch ein leerer Platz, auf dem wir als Kinder immer spielten.“
Historischer Zeitzeugenbericht aus: Hans Eckert, „Die Visionen des Aaron von Illingen“, Ottweiler 1998